Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Erzgebirge Aue 0:2

In tiefster Not

In tiefster Not


Das Heimspiel gegen Erzgebirge Aue dürfte das letzte von Norbert Meier als Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern gewesen sein. Seinen Nachfolger erwartet eine Mannschaft, die sich wie ein Absteiger präsentiert.

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Er versteckte sich nicht: Auch weit nach dem Abpfiff stand Norbert Meier im Presseraum noch einmal Rede und Antwort, sprach über die Misere des FCK und die Gründe für die sportliche Talfahrt. Was der 58-Jährige nicht aussprach: Es wird wohl das letzte Mal gewesen sein, dass er das Wort als Trainer des 1. FC Kaiserslautern führte. Auf die Frage, ob er nun noch ein Gespräch mit dem Vorstand habe werde, antwortete Meier, der am Mittwoch auch noch Geburtstag hat, mit einen Lächeln: "Ich habe noch ein Gespräch, aber mit meiner Frau."

Nach der dritten Niederlage in Folge steht Meiers Abschied beim FCK unmittelbar bevor. Zu schwer wog der blasse Auftritt seiner Mannschaft nach dem 0:2 gegen den Abstiegskonkurrenten Aue, der den Lautrern nun schon acht Punkte enteilt ist. Nicht nur das Ergebnis, vor allem die Leistung der Mannschaft lieferte wenige Argumente für eine Weiterbeschäftigung des Trainers.

Minuskulisse im Fritz-Walter-Stadion: Nur 16.613 Zuschauer

Schon der Rahmen ließ erahnen, dass dieser Tag ein tristes Ende nehmen würde. Nur 16.613 Zuschauer hatten offiziell den Weg ins Fritz-Walter-Stadion gefunden - abzüglich der zuhause gebliebenen Dauerkarteninhaber dürften es sogar noch deutlich weniger gewesen sein - womit eine neue Minuskulisse in der Zweitliga-Historie des FCK aufgestellt wurde.

Passend zu den überwiegend leeren Tribünen und der löchrigen Westkurve lieferten die Roten Teufel einen grottigen Auftritt ab. Aues Sören Bertram sorgte mit einem Doppelpack für eine 0:2-Niederlage und bestrafte eklatante Lücken in der Lautrer Defensive. Düstere Erinnerungen an den 26. September 2007 wurden wach, als es vor ähnlicher Kulisse ein 0:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden setzte und der FCK am Saisonende fast abgestiegen wäre.

Wie schon zuvor Kiel und Sandhausen bekamen die Zuschauer den Eindruck, dass der Gegner noch nicht einmal an seine Grenzen gehen musste, um den FCK zu bezwingen. Und so war es auch wenig verwunderlich, dass sich schon früh im Spiel immer wieder eine merkwürdige Stille über das Stadion legte. Es gab fast durchgehend keine wütenden Pfiffe, kein Aufbrausen, nicht einmal die erwartbaren "Meier raus"-Rufe.

Erst gegen Ende, als der Trainer quasi mit dem Schlusspfiff im Kabinengang verschwand und sich die Mannschaft langsam der Kurve näherte, regte sich die Masse, pfiff, brüllte und wütete kurz gegen die Spieler. "Außer Ehrmann könnt ihr alle gehen“, hieß es unter anderem. Dem Publikum war schon vorher aufgefallen, dass der Torwarttrainer in der Coaching Zone aktiver war als manch ein Spieler auf dem Rasen. "Ich habe Verständnis für die Reaktion", sagte Marcel Correia später. Doch auch dem Innenverteidiger fiel es schwer, Worte und schlüssige Erklärungen für die gegenwärtige Lage des FCK zu finden.

Polonaise im Gästeblock - 150 Fans sind aus Aue dabei

Deutlicher sonniger stellte sich die Situation auf der anderen Seite dar. Mit einem 2:0-Sieg fand Aue die richtige Antwort auf das 0:3 vergangene Woche gegen Kiel. "Ich bin stolz ein Teil dieser Mannschaft zu sein", fasste FCE-Trainer Hannes Drews das komplette Kontrastprogramm zum FCK zusammen. Bombenstimmung herrschte trotz gähnender Leere auch im Gästeblock: Mit einer Polonaise und höhnischen Gesängen in Richtung des FCK ("Heimspiel in Lautern, wir haben ein Heimspiel in Lautern!") feierten die mitgereisten Sachsen ihren ersten Sieg in der Pfalz. Vom zuhause durchgezogenen Stimmungsboykott waren die Veilchen-Anhänger auf dem Betze abgerückt, sodass die knapp 150 Anhänger ihre Party ausgelassen feiern konnten.

Dass es nicht mehr waren, lag wohl auch an der ungünstigen Anstoßzeit mitten in der Woche um 18:30 Uhr. Gegen die fanfeindlichen Spielansetzungen protestierte die Westkurve mit Spruchbändern und Trillerpfeifen. Letzteres brachte ihnen eine Rüge des Schiedsrichtergespanns ein, das über den Stadionsprecher Mitte der zweiten Halbzeit bat, nicht mehr in die Pfeifen zu blasen, um die Spieler nicht abzulenken. So blieb am Ende fast nichts anderes übrig, als die entsetzte Stille bis zum Schluss.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

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