Spielbericht: VfR Aalen - 1. FC Kaiserslautern 1:2

Mit Fritz-Walter-Wetter und dem Glück des Tüchtigen

Mit Fritz-Walter-Wetter und dem Glück des Tüchtigen


Der 1. FC Kaiserslautern ist beim VfR Aalen mit dem Glück im Bunde und fährt einen ganz wichtigen 2:1-Sieg ein. Die Fans kassieren am Ende zwar noch eine "kalte Dusche", die Freude über drei dreckig erkämpfte Punkte kann das aber nicht trüben.

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Es ist eine der undankbarsten Spielansetzungen für Fußballfans in ganz Deutschland: Montagabend. Für FCK-Fans sind Partien zum Wochenbeginn keine Seltenheit, zu oft durfte man schon in den vergangenen Jahren an diesem Termin durch die Republik touren. Das Auswärtsspiel in Aalen fiel in Sachen Distanz (260 Kilometer) zwar gegen manch andere Fahrten moderat aus. Dafür begann die Partie auf der Ostalb allerdings schon um 19:00 Uhr. Für viele Berufstätige eine echte Herausforderung. Da waren auch die leuchtenden Flutlichtmasten über den Baumwipfeln, die bei der Abfahrt von der A7 sofort ins Auge fielen, keine Entschädigung, mochten sie ein noch so gutes Bild abgeben.

Umso beeindruckender aber, wie gut der Gästeblock letztlich doch gefüllt war. Rund 1.200 Anhänger des FCK waren gekommen, sogar der angrenzende Block G auf der Hintertortribüne musste kurz vor Spielbeginn noch geöffnet werden, um dem Andrang der Lautrer Schlachtenbummler gerecht zu werden. Diese versammelten sich hinter dem großen, ja fast schon obligatorischen Banner: "We don't like Mondays".

"Montagsspiele abschaffen": Boykott auf Aalener Seite

Auf der Gegenseite blieb die organisierte Szene der VfR-Fans dem Spiel sogar gänzlich fern. Wo eigentlich der kleine harte Kern der Aalener Fans ihren Platz hat, prangte nur ein Spruchband: "Montagsspiele abschaffen". Aus Protest gegen die neue Anstoßzeit hatte die "Crew 11" zu Saisonbeginn angekündigt, alle Montagspiele zu boykottieren und machte diese Androhung auch gegen den FCK wahr.

So entwickelte sich im Rohrwang, der Name der Waldschonung über der Stadt, in der das Stadion eingebettet ist, eine zumindest atmosphärisch einseitige Partie. Die FCK-Fans hatten ein Heimspiel und durften ihre Mannschaft, die Michael Frontzeck ohne Veränderungen im Vergleich zum erfolgreichen Uerdingen-Spiel auf den Rasen geschickt hatte, ohne Widerpart auf der Gegenseite anfeuern.

Unfassbar ärgerlich: Aalen kontert sich zur Führung

So klar die Verhältnisse auf den Rängen - auf dem Platz waren sie es mal wieder nicht. Dort war vielmehr der VfR tonangebend, auch wenn die Gäste durch André Hainault die erste richtige dicke Möglichkeit hatten. Doch je länger das Spiel dauerte, umso beschwerlicher wurde es für den FCK. Der VfR verriegelte das Zentrum, streute damit Sand ins Getriebe der Offensivachse um Theo Bergmann, Julius Biada und Timmy Thiele. Und diese machten sich das Leben mit vielen Fehlpässen selbst schwer. Am Ende nutzte Aalen, das sogar zuvor einen Elfmeter nach Foul von Hainault hätte bekommen müssen, einen Konter zur 1:0-Pausenführung. Unfassbar ärgerlich aus Lautrer Sicht.

Als die Mannschaften aus den Kabinen kamen, stimmten sogar ein paar Vereinzelte im Gästeblock "Wir wollen euch kämpfen sehen" an. Besser wurde es aber zunächst nicht. Eine schwache Partie, bei der allmählich auch der zuvor noch gute Gäste-Support einzuschlafen drohte. Laut wurde es nur, wenn die Aalener Fans unter den 5.804 Zuschauern - absolute Minuskulisse bei einem FCK-Spiel in dieser Saison - mit einer Entscheidung von Schiedsrichter Steffen Brütting nicht einverstanden waren. Oder bei Eckstößen, die mit einem lauten Elefanten-Gebrüll, einem "Töröööö"-Geräusch, von einer örtlichen Waschstraße präsentiert wurden. Und Ecken, folglich Elefanten-Getröte, gab es oft an diesem Abend.

Das Glück ist dem FCK endlich hold

Gegen die spielerische Armut musste Frontzeck etwas unternehmen. Die Flügelbesetzungen rückten stärker ein, um vor dem Strafraum zumindest ab und an für Gleichzahl gegen das Aalener Bollwerk zu sorgen. Der mal wieder fleißige, aber glücklose Thiele versuchte sich als Wand- und Ablagespieler, häufig genug mit dem Rücken zum Tor. Als aber auch das gegen nervige, unbequeme und aggressive Gastgeber nichts half, entschloss sich Frontzeck zu einem Wechsel: Christian Kühlwetter und Elias Huth durften in die Partie.

Das hatte Folgen. Denn der unbekümmerte und deshalb so wertvolle Kühlwetter zog mit seinem ersten Ballkontakt einfach mal ab - und traf zum 1:1, bei dem Aalens Keeper Daniel Bernhardt die Kugel mit einem dicken Patzer durchrutschen ließ. Das Glück war dem FCK nun endlich wieder hold. Im Gästeblock nahm die Anfeuerung so richtig Fahrt auf.

Plötzlich heftiges Fritz-Walter-Wetter

Und dann schickte auch der Himmel ein Zeichen: Plötzlich setzte heftiges Fritz-Walter-Wetter ein. Bei nur noch 8 Grad Celsius die kalte Dusche für die im unüberdachten Gästeblock stehenden FCK-Fans, denen aber trotzdem warm ums Herz wurde. Denn der FCK witterte jetzt im Stile einer Spitzenmannschaft seine Chance und wusste diese auch zu nutzen. Mit Huth stach der zweite Joker, einen abgewehrten Kopfball von Kühlwetter drückte der Stürner per Kopf über die Linie.

Dann begann die Schlacht so richtig. Auf rutschigem Rasen vernagelten die Frontzeck-Mannen das eigene Tor, Dominik Schad rettete auf der Linie, einen Handelfmeter gab es für das Heimteam richtigerweise nicht und im Zentrum brannten die Roten Teufel auf rutschigem Geläuf ein wahres Grätschen-Feuerwerk ab. Als die Nachspielzeit dann tatsächlich unbeschadet überstanden war, hörte man die Steine regelrecht purzeln.

Im Gästeblock fiel der Jubel über drei ganz wichtige Punkte euphorisch aus, auf dem Rasen bildeten Kühlwetter und Co. eine Jubeltraube voller Freuden- und Jubelschreie. Dann ging es zum mitgereisten Anhang, um gemeinsam den dreckigen Sieg zu feiern.

» Video-Zusammenfassung: Kaiserslautern holt in der 3. Liga weiter auf

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | FCK im Glück: "Das muss man sich erarbeiten" (Der Betze brennt)

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