Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München 1:1

Unentschieden in der Geisterstunde

Unentschieden in der Geisterstunde

Foto: Eibner-Pressefoto/Alexander Neis/Pool

Es war eine merkwürdige Atmosphäre beim ersten Geisterheimspiel des 1. FC Kaiserslautern. Am Ende eines tristen Abends mussten die Roten Teufel mit dem 1:1-Unentschieden gegen ein starkes 1860 München zufrieden sein.

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Fiebermessen beim Einlass, Handdesinfektion vor Betreten des Stadions, flatternde Tauben unter dem Dach. Ein Fußballspiel auf dem legendären Betzenberg ohne Zuschauer - das fühlt sich einfach nicht gut an. Bei der Partie gegen 1860 München lief alles auf Sparflamme. Die großen Videowände im Osten, Süden und im Westen blieben komplett schwarz und auch Stadionsprecher Horst Schömbs war nicht zu hören. So wurden auch keine Mannschaftsaufstellungen durch die Lautsprecher verlesen, auch auf das Betze-Lied und die sonst übliche musikalische Untermalung verzichtete der FCK. Einzig ein Banner war in der Westkurve zu sehen: Mit dem Schriftzug "You´ll never walk alone Knittler - Wir werden dich nie vergessen" gedachte der FCK-Fanclub Westkurve 80 Waldsee seines verstorbenen Mitglieds Andreas Knittler.

FCK wertet Geisterspiele nicht künstlich auf

Als es eine Stunde vor dem Spiel in Strömen zu regnen begann, konnte man den Eindruck bekommen, dass solche "Nichtkulissen" noch nicht einmal Fritz Walter gefallen hätten. Zugegeben: Aufgrund der mittlerweile verbesserten gesundheitlichen Situation in Deutschland kann man froh sein, dass überhaupt wieder Fußball gespielt werden kann. Profifußball ohne Fans hat aber trotzdem keinen richtigen Wert.

Aufgrund der Hygienebestimmungen war es auch für beide Teams eine ungewohnte Situation. Die Roten Teufel kamen aus dem alten Spielertunnel West zum Aufwärmen, die Gäste aus dem regulären Tunnel an der Mittellinie. In der Partie selbst spielten die Lautrer dann mit Sondertrikots. Der Schriftzug von Hauptsponsor Layenberger war etwas verkleinert worden, etwas größer prangte der Hashtag "#Unzerstörbar" auf den FCK-Jerseys. In der Schweigeminute für die Corona-Opfer entstand der Eindruck, als käme die dazugehörige Durchsage vom Band - die markige Stimme von Schömbs’ fehlte einfach. Da der FCK im Vorfeld aber mitgeteilt hatte, bei den anstehenden Geisterspielen auf jeglichen Schnickschnack zu verzichten, war das alles schon irgendwie auch schon richtig so.

Löwen nehmen das Spiel von Beginn an die Hand

Nach dem Anpfiff des über die gesamte Spieldauer souveränen Schiedsrichters Benedikt Kempkes aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz waren die zuvor seit 15 Spielen ungeschlagenen Sechzger gleich der Herr im leeren Haus. Das Selbstvertrauen der Elf von Löwen-Coach Michael Köllner war zu spüren. Mit einem Sieg in Kaiserslautern wollten sich die Münchner in der Tabelle endgültig oben festsetzen. Und so traf Routinier Sascha Mölders bereits in der sechsten Minute den Pfosten - erstmals Glück für den FCK. Die Münchner waren die agilere und beweglichere Mannschaft, die elf Roten Teufel taten sich sichtlich schwer und setzten auf schnelle Gegenstöße. 13 Minuten waren gespielt, als sich Florian Pick im Mittelfeld den Ball schnappte und in den Lauf Lucas Rösers passte. Der oft gescholtene Stürmer zeigte sich vor dem Tor diesmal abgezockt und ließ Marco Hiller im Kasten der Löwen keine Chance - 1:0 für Lautern. Der erste Saisontreffer des vor der Spielzeit aus Dresden nach Kaiserslautern gewechselten Angreifers.

Im großen, aber leider fast menschenleeren Fritz-Walter-Stadion konnte man nun immer stärker vernehmen, dass die Gäste nach dem Rückstand angefressen waren. Vor allem Routinier Mölders schob sein Team verbal immer wieder an. Er und sein Mannschaftskollege Stefan Lex brachten die Lautrer Hintermannschaft ein ums andere Mal in Verlegenheit. Trotzdem hätte Florian Pick in der 21. Minute das 2:0 für seine Farben erzielen können, Hiller parierte aber glänzend zur Ecke. Und wäre Christian Kühlwetter in der Folge etwas cleverer gewesen und wäre beim Körperkontakt mit seinem Gegner im Strafraum einfach hingefallen - Schiri Kempkes hätte Elfmeter für den FCK pfeifen müssen. Stattdessen gelang den Gästen der Ausgleichstreffer. Mölders spielte den Ball in den Lauf von Lex und der ließ Grill-Vertreter Avdo Spahic, der in seinem ersten Drittligaspiel für die Roten Teufel eine gute Leistung zeigte, keine Chance - 1:1 (31.). Mit diesem Resultat ging es auch mit ausreichend Abstand zwischen beiden Teams in die Pause.

FCK zeigt sich wenig gefährlich - und hat am Ende Glück

Nach Wiederbeginn zeigten sich die Löwen weiter ballsicher und zielstrebig. Mit dem von Köllner immer wieder von der Seitenlinie angesagten Pressing setzten die Münchner die Lautrer Abwehr immer wieder unter Druck. Oft blieb den Roten Teufeln nur der lange Schlag, doch vorne konnten Kühlwetter und Co. nahezu keinen Ball festmachen. Und so rannten die Sechzger weiter an und hätte der eingewechselte Prince Owusu knapp eine Viertelstunde vor dem Ende Spahic die Kugel nicht quasi in die Hände gelegt, die Gäste wären wohl als Sieger nach Hause gefahren. Viel knapper war es dann nochmal kurz vor dem Ende, wieder war Owusu beteiligt. Doch Gino Fechner kratzte den Ball förmlich von der Linie.

Insgesamt zeigte die Mannschaft von Boris Schommers einen besseren Auftritt als am Samstag in Magdeburg, musste aber am Ende trotzdem mit weniger Punkten zufrieden sein. Weil die Konkurrenz aus Halle und Zwickau am 29. Spieltag jeweils verlor, beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze nun fünf Punkte. Fünf Heim-Unentschieden in Serie sind aber für die Ansprüche der Roten Teufel trotzdem zu wenig. Denn so kommt man in der Tabelle nicht wirklich vom Fleck.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo

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