Spielbericht: SV Wehen Wiesbaden - 1. FC Kaiserslautern 2:2

So wichtig

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Dank einer klaren Steigerung in der zweiten Halbzeit holt der FCK in Wiesbaden noch ein 2:2. Für den neuen Trainer Jeff Saibene ist es ein gelungener Einstand, für Team und Umfeld endlich ein so bitter benötigtes Erfolgserlebnis.

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Wann hat man das als Fan des 1. FC Kaiserslautern eigentlich zum letzten Mal erleben dürfen? In dem Moment, in dem auch die vierminütige Nachspielzeit des dritten Saisonspiels beim Aufstiegs-Mitfavoriten SV Wehen Wiesbaden abläuft, nimmt Hikmet Ciftci in der Ecke vor den Lautrer Fans ein letztes Mal Maß. Anhänger, Mitspieler und die Ersatzbank mit dem neuen Trainer Jeff Saibene blicken dem strammen Flachschuss gebannt hinterher. Und als die Kugel auf dem vom Dauerregen aufgeweichten Rasen neben dem langen Pfosten ins Netz zischt, gibt es im Lager der Lautrer kein Halten mehr.

Corona-Heimspiel in Wiesbaden: 400 FCK-Fans feiern späten Ausgleich

Das ganz späte 2:2 durch den erst unmittelbar zuvor ins Spiel gekommenen Mittelfeldmann sichert den Gästen den ersten Punkt der Saison, nachdem Janik Bachmann den 0:2-Halbzeitstand erst in der 79. Minute verkürzen kann. Minutenlang feiern die Roten Teufel das fast nicht mehr für möglich gehaltene Unentschieden vor den rund 400 FCK-Fans, die eines der 1.390 zur Verfügung stehenden Tickets ergattern konnten und in der letzten halben Stunde für ein bisschen Betze-Stimmung in der ansonsten eher trostlosen und halbfertigen Baustelle der Wiesbadener Arena sorgen.

Schon bevor das Stadion an diesem Montagabend die Tore für die überschaubare Menge an Zuschauern öffnet, erblickt man rund um die Arena eine Menge bekannter Gesichter. Dass der FCK zum ersten Mal seit dem Spiel in Mannheim im Februar auswärts wieder von Fans begleitet wird, hatte sich ja schon im Vorfeld herumgesprochen. Da aufgrund der Corona-Bestimmungen offiziell keine Gäste-Anhänger erlaubt sind, verzichten die meisten allerdings auf einen Fanschal oder andere Fanutensilien. Tatsächlich werden als Lautrer zu erkennende Zuschauer von den Ordnern an den Zugängen wohl auch vereinzelt abgewiesen. Für alle glücklichen Zuschauer, die das Stadionerlebnis wieder einmal live erleben können, gibt es derweil eine Besonderheit: Auf den Eintrittskarten sind verschiedene Zeitfenster aufgedruckt, in denen das Stadion betreten werden kann. So sollen notwendige Abstände eingehalten und verhindert werden, dass zu viele Fans gleichzeitig das Stadion betreten. Besondere Zeiten eben.

Kein Mut, kaum Gegenwehr: Lautrer Kanarienvögel anfangs chancenlos

Drinnen ist von den Gästefans akustisch zunächst wenig zu hören, was allerdings einmal mehr an der bescheidenen Vorstellung ihrer Lieblingself liegt. Ohne den kurzfristig verletzt fehlenden Kapitän Carlo Sickinger, dafür mit Neuzugang Marius Kleinsorge formiert Saibene die Startformation wie erwartet in einem 4-4-2. Den hoch anlaufenden Gastgebern haben die Roten Teufel anfangs aber auch in dieser Formation kaum etwas entgegenzusetzen. Der 0:2-Pausenstand durch ein frühes Tor von Paterson Chato sowie einen von Sickinger-Ersatz André Hainault verursachten Handelfmeter ist die fast logische Konsequenz.

Saibene selbst, der dem Team in seinen bisher wenigen Trainingseinheiten mehr Mut vermitteln wollte, verfolgt die schwache Vorstellung seiner in den gewöhnungsbedürftigen Kanarien-Auswärtstrikots aufgelaufenen Mannen weitgehend im Sitzen und legt sich dabei wohl schon die passenden Worte für die Halbzeitansprache zurecht. Nach Wiederbeginn dauert es zwar noch eine Viertelstunde, ab diesem Zeitpunkt beginnt die Mannschaft aber endlich, sich zu wehren. Sie profitiert zwar auch von sich immer weiter zurückziehenden Wehenern, trotzdem ist nun - auch lautstark von den Rängen unterstützt - auf einmal eine andere Körpersprache da.

Viel Hektik am Schluss und am Ende jubelt Lautern

Deutlich wird das etwa in der 58. Minute, als die Lautrer heftig einen Foulelfmeter fordern, wofür letztlich Lucas Röser die Gelbe Karte sieht. Überhaupt ist die Schlussphase gespickt mit Verwarnungen und reichlich Hektik, die aber eher dem sich zurück in die Partie kämpfenden FCK in die Karten spielt. Schon weit in der Nachspielzeit holen die Gäste zwei weitere Ecken heraus, werfen inklusive Torhüter Avdo Spahic noch einmal alles nach vorne und werden belohnt.

In der Tabelle reicht der letztlich verdiente Punkt zwar nur zum "Sprung" auf den vorletzten Tabellenplatz, das späte Glück- und Erfolgserlebnis sollte der Mannschaft nach dem vermasselten Saisonstart aber gut tun. Und auch Trainer Saibene kann das Team nun mit mehr Ruhe und einem besseren Gefühl auf das Derby gegen Waldhof Mannheim vorbereiten als bei einer weiteren deftigen Niederlage gleich zum Einstand.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | 2:2 nach 0:2: Saibene lobt Moral, Wille, Einsatz (Der Betze brennt)

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