Spielbericht: 1860 München - 1. FC Kaiserslautern 3:0

Abhaken und besser machen

Abhaken und besser machen

Foto: Imago Images

Statt eines Spiels auf Augenhöhe bekommt der 1. FC Kaiserslautern bei 1860 München eine deftige Packung. Es bleibt zu hoffen, dass dieses 0:3 keine negativen Auswirkungen auf den weiteren Abstiegskampf hat.

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Marco Antwerpen ist ohnehin ein Trainer der emotionaleren Sorte. Insofern muss man am Dienstagabend im Grünwalder Stadion auch nicht allzu genau hinschauen, um zu erkennen, wie er den Auftritt seines FCK beim TSV 1860 so findet. Fuchsteufelswild tigert Antwerpen schon früh in der ersten Halbzeit durch die Coachingzone und brüllt immer wieder Anweisungen in Richtung seiner von Beginn an überfordert wirkenden Spieler.

Die richtigen Schlüsse ziehen: Am Samstag gilt’s

Als die Mannschaften später für die zweiten 45 Minuten zurück aus den Kabinen kommen, um die Begegnung beim für die Lautrer noch glimpflichen Pausenstand von 0:1 fortzusetzen, sendet der FCK-Trainer mit zwei Wechseln - Elias Huth und Anas Ouahim für Marvin Pourié und Carlo Sickinger - das nächste deutliche Signal seiner Unzufriedenheit. Um es an dieser Stelle abzukürzen: Besser wird das Spiel der Männer in Rot nicht. Mehr als zwanzig Minuten vor dem Schlusspfiff ist die Partie beim Stand von 0:3 entschieden. Antwerpen selbst befindet sich da längst im intensiven Austausch mit seinem Assistenten Frank Döpper, um zumindest die richtigen Schlüsse aus dem blutleeren Auftritt bei einem allerdings auch sehr starken Gegner zu ziehen.

Diese Schlüsse, eine entsprechende Reaktion der Mannschaft und eine wieder überzeugende Leistung ist in den verbleibenden drei Partien bis zum Saisonschluss nun noch notwendiger als ohnehin schon. Am Samstag darf es im Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten aus Uerdingen auf dem Betzenberg nur einen Sieg geben, um im Kampf gegen den Abstieg nicht wieder ins Hintertreffen zu geraten.

Mutmacher vor dem Spiel: Die FCK-Familie rückt zusammen

Völlig überraschend kommt die Niederlage beim Aufstiegskandidaten 1860 natürlich nicht. Angesichts der jüngsten Formkurven beider Teams hatte man im Vorfeld dennoch gehofft, dass die Roten Teufel vielleicht doch etwas Zählbares aus der bayerischen Landeshauptstadt entführen können. Dort, im Stadtteil Giesing, bereiten die Anhänger der Löwen dem Bus ihrer Mannschaft am frühen Abend einen euphorischen Empfang. Schließlich scheint die Rückkehr des Traditionsklubs in die 2. Bundesliga tatsächlich zum Greifen nah angesichts von 20 Punkten aus den letzten acht Spielen und schon vor der Partie herausragenden 62 Treffern.

Bei den Gästen aus der Pfalz muss auswärts die Unterstützung Corona-bedingt weitgehend aus der Ferne stattfinden, wobei sich in den vergangenen Tagen auch immer mehr ehemalige Spieler mit mutmachenden Botschaften zu Wort melden. Die jüngste Serie mit sechs Spielen ohne Niederlage im Anschluss an das desaströse 0:1 im März in Magdeburg zeigt Wirkung. Die FCK-Familie rückt zusammen - auch im Forum von Der Betze brennt, wo vor dem Anpfiff gute 80 Prozent an Unentschieden oder Sieg glauben. Ein Tippspiel-Ergebnis, das es vor ein paar Wochen so eher nicht gegeben hätte.

Nur der Gegner läuft hoch an: Lautern früh in Not

Pünktlich mit den ersten Eindrücken aus dem Grünwalder Stadion mischt sich dann allerdings wieder eine Portion Personalsorgen in die allgemeine Zuversicht. Stammtorwart Avdo Spahic hat es mit einem grippalen Infekt erwischt, ein Einsatz bei den Löwen ist unmöglich. Für Spahic rückt Matheo Raab für seinen dritten Profieinsatz zwischen die Pfosten, während Youngster Anas Bakhat als zweiter Neuer anstelle des überhaupt nicht berücksichtigten Kenny Redondo die Position auf der linken Außenbahn übernimmt. Im Gegensatz zu den beiden letzten Spielen geht es Antwerpen defensiv wieder mit einer Viererkette und in einer 4-3-3-Grundformation an. Mit drei Mann hoch anlaufen und die Löwen zu langen Bällen zwingen, denkt sich der an Taktik interessierte Fan. Insbesondere, wenn er die entsprechenden Vorspiel-Analysen auf DBB gelesen hat.

Tatsächlich sind es dann aber die Gastgeber, die den FCK vom Anpfiff weg derart aggressiv attackieren, dass es die Spieler in Rot phasenweise kaum aus der eigenen Hälfte schaffen. Lediglich in zwei Situationen hätte die einseitige Partei eine andere Wendung nehmen können. In der 22. Minute, als die Lautrer mit drei Mann einen Konter fahren, Bakhat beim Abschluss aber nur ein Schüsschen zustande bringt und nach einer halben Stunde, als der Münchner Semi Belkahia nach einer Nachlässigkeit seines Torwart Marco Hiller um ein Haar ein Eigentor fabriziert.

0:3 nicht gut fürs Torverhältnis: Abstiegskampf spitzt sich zu

Stattdessen resultiert aus einer folgenden Ecke das 0:1. Tim Rieder hätte mit einem taktischen Foul gegen Merveille Biankadi an der Mittellinie das Schlimmste noch verhindern können. Nach dessen Pass in die Spitze sind Nicolas Sessa als letzter Mann und Raab gegen den clever einschießenden Richard Neudecker aber chancenlos. Auch das 0:2 entsteht aus einer Umschaltsituation der Sechziger. Raab kann den vor ihm auftauchenden Sascha Mölders nur mit einem Foulspiel stoppen. Phillipp Steinhart vollstreckt zur Vorentscheidung. Das 0:3 wieder durch Steinhart ist vor allem ärgerlich für die Lautrer Tordifferenz, die im Abstiegskampf auch noch entscheidend werden könnte.

Dieser Abstiegskampf spitzt sich für den FCK nach dem verpatzten Spiel in München nun wieder unangenehm zu. Zu schauen gilt es zunächst auf die Partien der drei unmittelbar dahinter liegenden Mannschaften aus Meppen, Uerdingen und Bayern II, die allesamt am Mittwoch im Einsatz sind. Am Samstag wartet dann das unglaublich wichtige direkte Duell gegen Uerdingen im Fritz-Walter-Stadion. Die Chancen auf die Rettung sind nach wie vor deutlich höher als vor einigen Wochen. Auch die jüngsten Heimauftritte machen Mut und natürlich die Bilanz gegen den "Lieblingsgegner" aus Krefeld. Die Vorstellung bei den Löwen sollte dann aber besser das gewesen sein, was Kapitän Zimmer in seinem Nachspiel-Interview gleichzeitig klagend wie hoffend ins Mikrofon spricht: "Ein Dämpfer zur richtigen Zeit."


Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad

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