Spielbericht: Eintracht Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Mit Rückenwind ins neue Jahr

Mit Rückenwind ins neue Jahr

Foto: Imago Images

Der FCK bestätigt seinen positiven Trend auch in Braunschweig und verdient sich im Topspiel ein 1:1. Die Leistung und der Umgang mit dem Remis machen zuversichtlich, dass in der zweiten Saisonhälfte noch mehr gehen kann.

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Die 60. Minute des Spitzenspiels zwischen Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Kaiserslautern wird Spielern, Trainern und allen Fans der Roten Teufel in der kurzen Winterpause wohl noch das ein oder andere Mal durch den Kopf gehen. Mike Wunderlich - kurz nach Wiederbeginn mit einem fatalen Fehlpass noch der Ausgangspunkt des wenn auch irregulären 0:1 - bedient den auf der linken Strafraumseite in Position gelaufenen Hendrick Zuck. Für einen kurzen Moment hat der Routinier eine sehr gute Schussposition mit seinem starken linken Fuß. Dann lässt er den Ball über den Schlappen rutschen und verzieht. Vorbei die große Chance zum 2:1.

Kein Sieg im Topspiel, aber die Richtung stimmt

Ein Tor in dieser Szene hätte für die Gäste aus der Pfalz nicht nur die Führung bedeutet. Sie hätten damit auch einen Rückstand bei einem der Top-Aufstiegskandidaten drehen und im letzten Spiel des Jahres ein extradickes Ausrufezeichen hinter die eigenen Ambitionen auf einen der vordersten Plätze setzen können. Dass nach 90 intensiven Minuten stattdessen ein 1:1 zu Buche steht, ist trotzdem alles andere als ein Rückschlag. Dafür bot auch der Auftritt in Braunschweig zu viel von dem, was den FCK in den letzten Wochen so stabil und so stark gemacht hat.

Entsprechend hätten die Lautrer in dem Kräftemessen zweier Traditionsvereine auch eine große Kulisse verdient gehabt - und die hätten sie mit Sicherheit auch bekommen, wäre die maximale Zuschauerzahl Corona-bedingt nicht wieder deutlich reduziert worden. Bei für die Jahreszeit noch halbwegs erträglichen sieben Grad und Nieselregen dürfen im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße so lediglich 5.000 Zuschauer dabei sein. Das Gästekontingent ist gar auf 250 begrenzt, die auf der Haupttribüne anwesenden FCK-Investoren Klaus Dienes, Giuseppe Nardi, Peter Theiss und Axel Kemmler vermutlich nicht mitgezählt. Der kleine Haufen an Gästefans gibt selbstverständlich trotzdem sein Bestes und kann sich im Rund akustisch auch immer wieder bemerkbar machen. Lediglich in den Schlussminuten, als es die Eintracht mit der berühmten Brechstange versucht, ist der Gästeblock gegenüber der nun ebenfalls richtig lauten Heimkurve machtlos.

Spiel taktisch und defensiv auf hohem Niveau

Die gute Stimmung auf den Rängen passt bestens zum Geschehen auf dem Rasen, das anfangs zwar noch etwas mit den ganz klaren Torchancen geizt, wo sich aber schon früh erkennen lässt, dass hier zwei Teams aus dem gehobenen Segment der 3. Liga aufeinandertreffen. Die von Trainer Marco Antwerpen auf zwei Positionen veränderten Roten Teufel - Kapitän Jean Zimmer und Felix Götze beginnen anstelle von Dominik Schad und Hikmet Ciftci - haben dabei anfangs Vorteile und durch einen Kopfball von Kenny Redondo (4.) sowie einen Abschluss von Kevin Kraus (11.) auch die ersten Möglichkeiten. Immer wieder sind die Lautrer aufmerksam im Gegenpressing und unterbinden mögliche Umschaltsituationen des Gegners durch konzentrierte Defensivarbeit.

Erst allmählich kommen die Gastgeber etwas besser auf und als die Partie schon langsam auf die Zielgerade der ersten Halbzeit einbiegt, wird es dann auch in beiden Strafräumen wieder interessant. Dabei landet zuerst ein Abschluss von Braunschweigs Topstürmer Lion Lauberbach am Außennetz (28.), dann vereitelt Geburtstagskind Matheo Raab erneut gegen Lauberbach einen Rückstand (34., 37.). Für einen Moment scheint die Partie in die Richtung der Gastgeber zu kippen, als auf der Gegenseite wiederum die Roten Teufel den Torschrei auf den Lippen haben. Zuck kann nach starkem Zuspiel von Götze den sich ganz groß machenden Jasmin Fejzic im Kasten des BTSV aber nicht überwinden (42.).

Erst Fehlpass, dann Abseitstor: Bitterer Start in Hälfte zwei

Halbzeit zwei beginnt für den FCK mit einem doppelten Ärgernis. Zunächst ist da der schon erwähnte Fehlpass von Wunderlich quer vor der eigenen 16-Meter-Linie, der den Gastgebern die folgende Gelegenheit überhaupt erst eröffnet. Dann schlägt zu allem Überfluss auch das Pech mit dem Schieds- oder besser gesagt dem Linienrichter ein weiteres Mal zu. Enrique Pena Zauner steht vor seinem Abschluss klar im Abseits. Der Schuss des Braunschweigers, Raabs starke Parade und vor allem der Abstauber von Jomaine Consbruch zum 0:1 (49.). hätten also gar nicht zählen dürfen. Doch ohne Videoschiedsrichter bleibt die Entscheidung natürlich stehen - da helfen auch alle Reklamationen der FCK-Spieler nichts.

Wie als Nachweis für die gestiegene Stabilität der Roten Teufel in kritischen Situationen, dauert der Rückstand allerdings nicht besonders lange an. Schon in der 54. Minute kommt Redondo nach einem wohl leichten Kontakt mit seinem Gegenspieler im Strafraum zu Fall und holt einen Elfmeter heraus, den Marlon Ritter wie schon beim Siegtreffer gegen Wehen sicher zum Ausgleich verwandelt. So ganz eindeutig ist diese Strafstoß-Entscheidung auch aus Sicht der meisten Lautrer zwar nicht, aber hey: Angesichts des 0:1 und vieler anderer Situationen in dieser Saison muss man dafür auch nicht um Entschuldigung bitten.

Trotz Auswärtspunkt: Teufel hadern und wollen mehr

Mit Anbruch der letzten halben Stunde des im zweiten Durchgang auch nickeliger und hektischer werdenden Spitzenspiels haben beide Mannschaften noch Chancen auf den Sieg. Zuerst der FCK durch das schon beschriebene dicke Ding von Zuck, dann die Eintracht durch einen an den Pfosten rauschenden Freistoß von Brian Behrendt (63.). Bei einem Check gegen Redondo sowie einem Zweikampf im Strafraum zwischen Max Hippe und Conbruch lässt Schiedsrichter Sven Waschitzki jeweils weiterspielen. Ein bisschen hat man den Eindruck, als würde den Roten Teufel in den Schlussminuten die Kraft etwas mehr abhanden kommen als den Gastgebern, zumal auch die spät eingewechselten Nicolas Sessa, Muhammed Kiprit und Elias Huth keine Akzente mehr setzen können. Massiv in Gefahr gerät der verdiente Punktgewinn aber nicht mehr.

Dass die Männer in Rot am Ende mit dem Remis fast ein wenig mehr hadern als dass sie zufrieden sind, ist schließlich noch eine interessante Nebenerkenntnis des Nachmittags. Eine, die sich von Eindrücken aus der Vergangenheit durchaus unterscheidet und die vor allem eines verbreitet: Zuversicht für die zweite Saisonhälfte.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad

Weitere Links zum Thema:

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