Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg 2:2

Ein würdiges Spitzenspiel

Ein würdiges Spitzenspiel


Vier Tore, zwei Elfmeter und eine 40-Mann-Rudelbildung. Das 2:2 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Magdeburg bot so einiges - vor allem einmal mehr Zuversicht für die restliche Saison und das anstehende Derby.

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"Legenden sterben nie": In Gedenken an Ronnie Hellström

Bevor der Fußball und das absolute Spitzenspiel der 3. Liga bei sonnigen sechs Grad Celsius im Mittelpunkt stand, wurde es vor 10.000 zugelassenen Fans im Fritz-Walter-Stadion sehr emotional: Torwart-Legende Ronnie Hellström, der vergangene Woche im Alter von 72 Jahren nach kurzem Krebsleiden verstorben war, wurde mit einer bewegenden Schweigeminute ebenso gedacht wie den beiden am 31. Januar im benachbarten Kusel auf brutale Art und Weise ermordeten Polizisten. Vor der Westkurve waren gleich mehrere Transparente angebracht, die an die schwedische Torwart-Ikone erinnerten. Auf einem Stand in schwedischer und deutscher Sprache geschrieben: "Legender Dor Aldrig! Ruhe in Frieden, Ronnie!" Dem können wir uns nur anschließen: Legenden sterben nie, und wir werden Dich niemals vergessen!

Boyd hat Führung auf dem Fuß - Conteh bestraft Chancenwucher

Nichts Neues waren die allwöchentlichen krankheitsbedingten Umstellungen, die Marco Antwerpen vor der Partie vornehmen musste. Mit Daniel Hanslik und Alexander Winkler fehlten zwei Profis. Die genesenen Matheo Raab und Kevin Kraus sowie Hikmet Ciftci und Kenny Redondo rückten dafür neu in die Partie, wobei die Roten Teufel sich wieder im schon oft praktizierten 3-5-2 statt wie in Zwickau im 3-4-3-System formierten. Erstaunlich: Nicht René Klingenburg, der in Zwickau überraschend im Abwehrverbund aufgelaufen war, sondern Hikmet Ciftci rückte auf die linke Position in der Dreier-Abwehrkette.

Und der FCK erspielte sich in der Anfangsphase ein klares Chancenplus: So wurde Philipp Hercher nach sechs Minuten und einer völlig missglückten Abseitsfalle der Gäste freigespielt, konnte den Ball aber nicht an FCM-Torwart Dominik Reimann vorbei in die Mitte bringen. Noch deutlicher war die Gelegenheit nach 21 Minuten: Ciftci schickte mit einem Zuckerpass Terrence Boyd auf die Reise, der viel Zeit zum Nachdenken hatte, den Abschluss mit links suchen oder den Laufweg hätte kreuzen können, sich aber in letzter Sekunde von Bittroff an seinem zweiten Saisontor hindern ließ. So viele Chancen sollte man gegen die beste Offensive der Liga lieber nicht ungenutzt lassen. Und genau das sollte sich rächen. Nach einer halben Stunde konnte Raab mit einer Glanzparade die weiße Weste am Betze zwar noch retten, doch zwei Minuten später war es dann soweit: Tatsuya Ito konnte auf der linken Seite nicht unter Kontrolle gebracht werden, der sah in der Mitte Sirlord Conteh, welcher zur Magdeburger Führung einschieben konnte - dem ersten Gegentreffer am Betze seit dem 31. Oktober 2021 und dem ersten überhaupt im Kalenderjahr 2022.

Ausgleich, zwei Elfmeter und kein Sieger: Munteres Fußballspiel am Betze

War die erste Halbzeit für einen neutralen Zuschauer schon sehr unterhaltsam, sollte die zweite Hälfte noch gehörig einen draufsetzen: In der 50. Minute fing es an, da setzte im Strafraum Boyd zum Kopfball an, der irgendwie bei Philipp Hercher und dessen Seitfallzieher am Pfosten landete. Nur zwei Minuten später dann aber der Jubel: Hendrick Zuck brachte einen Freistoß gefährlich in den Strafraum, den Tobias Müller auf Boris Tomiak verlängerte, der zu seinem fünften Saisontor einnetzte. Doch auch diese Freude sollte nicht lange währen, denn wiederum zwei Minuten später stellte sich Kraus im Strafraum gegen Conteh sehr ungeschickt an, traf ihn am Fuß, Schiedsrichter Thorben Siewer zeigte zu Recht auf den Punkt. Den fälligen Elfmeter verwandelte der Ex-Lautrer Baris Atik souverän.

Doch damit nicht genug: Wiederum zwei Minuten später legte Alexander Bittroff Mike Wunderlich im Strafraum, doch Marlon Ritters "Verzögerungs-Taktik", die er bei Elfmetern schon zwei Mal gezeigt hatte, schlug diesmal katastrophal fehl. Reimann parierte - statt erneutem Ausgleich weiterhin die Führung für die Gäste. Normalerweise hätte man nun erwarten können, das Momentum sei auf der Seite der Magdeburger. Auch die 10.000 Fans im Fritz-Walter-Stadion wirkten nun merkwürdig lethargisch. Was sich jedoch in der 67. Minute ändern sollte: Der mittlerweile eingewechselte Felix Götze spielte im Strafraum Boyd an, dessen Schuss geblockt wurde und halblinks bei Hendrick Zuck landete. Der zögerte nicht lange und konnte am zweiten Pfosten zum 2:2-Ausgleich einschieben, was den Betze wieder beben ließ.

Es wäre mehr drin gewesen, aber: Das Remis als Fingerzeig an die Konkurrenz

Jetzt war es ein völlig offenes Spiel, wobei die Magdeburger ein bisschen mehr den Eindruck machten, als wollten sie hier den Sieg erzwingen. Dennoch hatte auch der FCK noch ein, zwei Gelegenheiten, wie etwa zwei Mal durch Mike Wunderlich (80., 84.). Doch es wurde nichts mehr daraus. Für Gesprächsstoff sorgte noch ein derbes Foul von Florian Kath, der kurz vor dem Ende ohne Rücksicht auf Verluste vor der Lautrer Trainerbank in Kiprit hinein grätschte und eigentlich hätte Rot sehen müssen. Schiedsrichter Siewer verwarnte ihn nur mit Gelb und gab stattdessen Magdeburgs Co-Trainer die Rote Karte. Eine von vielen Situationen, in der der Referee an diesem Tag nachsichtig war.

Nichtsdestotrotz ist der Punkt für den FCK etwas, was Mut machen sollte. Nicht zuletzt, weil die Konkurrenz aus Mannheim (0:0 bei Türkgücü) und Braunschweig (1:1 gegen Freiburg II) auch Federn ließ. Lautern hat also trotz des schweren Spiels gegen den Tabellenführer vorerst keine Punkte gegenüber anderen Klubs verloren. Aber vor allem zeigte dieser Nachmittag, dass die Roten Teufel mittlerweile auch in der Lage sind, auf Rückschläge wie Gegentore oder den verschossenen Elfmeter zu reagieren. Vor dem großen Derby auf dem Waldhof nächstes Wochenende hat jeder gesehen: Der FCK braucht sich vor niemandem in dieser Liga verstecken. Er kann in den kommenden Wochen alles erreichen, sofern er konzentriert und fokussiert weiter arbeitet.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Antwerpen lobt "überragende" Teufel und hadert doch (Der Betze brennt)

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