Vorbericht: Hertha BSC - 1. FC Kaiserslautern

"Trotz der Zweiten Liga ..."

"Trotz der Zweiten Liga ..."


Ein echtes Highlight und eine Jahrzehnt-Chance: Der 1. FC Kaiserslautern spielt gegen Zweitliga-Konkurrent Hertha BSC um den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale - vor 75.000 Zuschauern, darunter 10.000 Betze-Fans.

Minutenlang tönte es am Freitagabend durchs vollbesetzte Fritz-Walter-Stadion: "Trotz der Zweiten Liga - Deutscher Pokalsieger - Neunzehn-Sechsundneunzig - Eff-Cee-Kaa!" Der Anhang der Roten Teufel stimmte sich nach dem befreienden 4:1 gegen Schalke schon auf den nächsten Höhepunkt ein, Westkurven-Vorsänger Justin hielt noch auf dem Platz eine Motivations­ansprache an die Mannschaft. Das Viertelfinale im DFB-Pokal steht an! Zuletzt hatte der FCK vor zehn und vor neun Jahren in diesem Wettbewerb überwintert, traf damals aber mit den Champions-League-Klubs Bayern (1:5) und Leverkusen (0:2 n.V.) jeweils auswärts auf fast unbezwingbare Gegner. Anders dieses Mal: Die Hertha agiert in der 2. Bundesliga auf Augenhöhe mit dem FCK, für beide Vereine ist alles möglich. Können die Lautrer Fans am späten Mittwochabend über eine Umdichtung des ausgegrabenen Songs nachdenken? Statt "Neunzehn-Sechsundneunzig" künftig "Zwanzig-Vierundzwanzig"? Der Traum lebt!

Was muss man vorab zum Viertelfinale in Berlin wissen? Hier kommen die wichtigsten Infos:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Der 1. FC Kaiserslautern hat die längste Niederlagenserie seiner Historie gebrochen und nach zuvor sieben Pleiten in der Liga endlich wieder drei Punkte eingefahren. 4:1 gegen Schalke 04! Sie können es doch, das hat das stark veränderte Team mit seinem neuen Trainer Dimitrios Grammozis nun bewiesen. Dessen Vorgänger Dirk Schuster hatte die Pokal-Reise mit Siegen bei Rot-Weiß Koblenz (5:0) und gegen den 1. FC Köln (3:2) eingeleitet, Grammozis ließ bei seinem Debüt im Dezember das Weiterkommen gegen den 1. FC Nürnberg (2:0) folgen.

Die Mannschaft ist am heutigen Dienstag nach Berlin geflogen und hat somit genügend Zeit, sich für das 20:45-Uhr-Spiel in der Hauptstadt zu akklimatisieren. Das Trainerteam hat Stand jetzt die nahezu volle personelle Auswahl. Lediglich die Langzeitverletzten Hendrick Zuck (Kreuzbandriss) und Philipp Hercher (Hüftprobleme) stehen nicht zur Verfügung. Außerdem haben bekanntlich Andreas Luthe (zum VfL Bochum) und Erik Durm (Karriereende) ihre Verträge aufgelöst. Spielberechtigt sind auch Julian Niehues, der gegen Schalke eine starke Doppel-Sechs mit Neuzugang Filip Kaloc bildete und erst am Sonntag in Elversberg seine Gelb-Sperre absitzen muss, sowie der im Liga-Match gegen Hertha mit Rot vom Platz geflogene Afeez Aremu. Zu erwarten ist aber, dass Grammozis in Berlin vor allem auf die elf bis 14 Spieler setzen wird, die am vergangenen Freitag den bisher höchsten Saisonsieg in der Zweiten Liga eingefahren haben.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Im Gegensatz zum FCK verpatzte Hertha BSC seine Pokal-Generalprobe: 1:3 beim SV Wehen Wiesbaden hieß es am Samstag, ein herber sportlicher Stimmungsdämpfer für die Alte Dame. Hinzu kommt weiterhin die Trauer um den vorletzte Woche verstorbenen Vereinspräsidenten Kay Bernstein († 43), dessen unerwarteter Tod auch in Kaiserslautern viele schockierte - die Partie in Kaiserslautern im Dezember war das letzte Auswärtsspiel des früheren Ultras Bernstein mit seinem Herzensverein. Das Viertelfinale im DFB-Pokal erreichte Hertha über die Stationen Carl Zeiss Jena (5:0), Mainz 05 (3:0 - Schiedsrichter damals wie morgen: Matthias Jöllenbeck, der zwei Elfmeter für die Gastgeber pfiff) und Hamburger SV (8:6 n.E.).

Berlins Coach Pal Dardai ließ sich bei der gestrigen Pressekonferenz krankheitsbedingt von Co-Trainer Tamas Bodog vertreten, soll am Mittwoch aber wieder zur Verfügung stehen. Noch wichtiger für die Herthaner: Der schon im Liga-Hinspiel sowie in der vorherigen Pokal-Runde mitentscheidende Flügelstürmer Fabian Reese soll erstmals wieder als Joker zur Verfügung stehen, nachdem ihn sechs Wochen lang eine Corona-Infektion ausgeknockt hatte. Der Berliner "Tagesspiegel" titelte dazu fast schon euphorisch: "Fabian Reese als Drohkulisse für den 1. FC Kaiserslautern". Die Lautrer Drohkulisse hingegen, nämlich den im Liga-Hinspiel fehlenden Torjäger Ragnar Ache, haben die Hauptstädter wohl noch nicht so richtig auf dem Schirm. Die sonstigen Stärken und Schwächen der Hertha hatten wir bereits im Dezember in unserem Gegner-Check analysiert, auf den wir an dieser Stelle gerne nochmal verweisen: "Die Alte Dame trifft - und wackelt".

Frühere Duelle

Es waren die Details, die an jenem 9. Dezember 2023 das Spiel entschieden: Der FCK ging durch einen akrobatischen Treffer von Almamy Touré in Führung und hatte die Partie eigentlich im Griff. Dann aber mussten Touré und Jean Zimmer verletzt ausgewechselt werden, der nach dreimonatiger Pause reingebrachte Aremu war übermotiviert und sah die Rote Karte. Berlin hingegen konnte mit Reese und Haris Tabakovic zwei Leistungsträger einwechseln und drehte das Spiel in Überzahl.

Fan-Infos

Das geschichtsträchtige Berliner Olympiastadion, in dem der FCK schon mehrere Meisterschaften und Pokalsiege feierte, ist mit rund 75.000 Zuschauern ausverkauft. An einem Mittwoch mitten im Winter werden um die 10.000 mitreisende Schlachtenbummler aus Kaiserslautern erwartet. Endspiel-Atmosphäre schon im Viertelfinale!

Einen großen Vorab-Treffpunkt können die Betze-Fanclubs um die "Berliner Bagaasch" alleine schon aufgrund der schieren Masse an FCK-Anhängern dieses Mal nicht anbieten. Das Olympiastadion öffnet um 18:30 Uhr, die Gästefans werden große Teile der Westkurve mit dem Marathontor einnehmen.

ARD und ZDF übertragen diese und nächste Woche drei der vier Viertelfinal-Partien, allerdings ausgerechnet nicht die des FCK. Wer nicht mit nach Berlin fährt und kein "Sky"-Abo hat, kann die Übertragung in der Einzelspiel-Option der App "OneFootball" für 3,49 Euro buchen.

O-Töne

FCK-Trainer Dimitrios Grammozis: "Wir haben mit dem Sieg gegen Schalke einen kleinen Schritt gemacht, für ein gutes Gefühl gesorgt. Aber jedes Spiel ist anders und wir können uns nicht auf dem Sieg ausruhen. Am Mittwoch geht es Mann gegen Mann, jeder Millimeter auf dem Platz muss umgepflügt und der Erfolg muss erzwungen werden. Wir fahren nach Berlin, um das Spiel zu gewinnen."

Hertha-Sportdirektor Benny Weber: "Das Spiel in Wiesbaden hat uns geärgert, aber es ist gut, dass wir jetzt schnell wieder ein Spiel haben. Wir werden am Mittwoch eine wahnsinnige Atmosphäre haben. Da ist eine große Vorfreude, ein gewisses Kribbeln, diese Spannung da. Es ist eine große Chance."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellungen:

Hertha BSC: Ernst - Kenny, Leistner, Kempf, Karbownik - Bouchalakis, M. Dardai - Winkler, Niederlechner, Scherhant - Tabakovic

Es fehlen: Rogel (Knie-OP), B. Dardai (Sprunggelenksverletzung)

1. FC Kaiserslautern: Krahl - Toure, Tomiak, Elvedi - Ronstadt, Kaloc, Ritter, Niehues, Puchacz - Tachie, Ache

Es fehlen: Hercher (Hüftprobleme), Zuck (Kreuzbandriss)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes

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