Spielbericht: Bayer Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern 0:1 n.V.

Was für ein unglaublicher FCK-Moment!

Was für ein unglaublicher FCK-Moment!


Damit hatte niemand ernsthaft gerechnet: Zum ersten Mal seit 20 Jahren gewinnen die Roten Teufel im Stadion von Bayer Leverkusen und kegeln den Champions-League-Achtelfinalisten aus dem DFB-Pokal. Das war mehr als nur ein Ausrufezeichen der Runjaic-Truppe!

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Von unbändiger Freude zu unbändigem Frust in nur 90 Minuten: Der Jubel von Spielern und Fans des 1. FC Kaiserslautern über eine der größten Pokalsensationen der Vereinsgeschichte - den Auswärtssieg nach Verlängerung beim haushohen Favoriten Leverkusen - währte nur kurz. Dann kam die Auslosung und mit ihr die bittere Fahrkarte zum Auswärtshalbfinale bei den Bayern. Als Belohnung für den Sieg beim Tabellen-2. der Fußball-Bundesliga nun also der Trip zum ungeschlagenen Spitzenreiter. Es fühlte sich an wie ein kleines „Barcelona“ und der Bakero von heute heißt Kirsten Bruhn.

Aber das muss reichen zum Stimmungskiller des Abends. Denn was die FCK-Fans in den Stunden zuvor erleben durften, war vor allem eines: Le-gen-där - und sollte auch entsprechend gewürdigt werden. Schon vor dem Anpfiff herrschte eine tolle Fußballatmosphäre in der Leverkusener Arena, und das lag nicht am einheimischen Publikum. Über 5.000 Schlachtenbummler aus Kaiserslautern hatten sich an diesem Mittwochabend auf den Weg in die Höhle des (Bayer-)Löwen gemacht und verteilten sich im Gästebereich sowie auf der Hintertor- und der Gegentribüne. 25.244 Zuschauer verfolgten insgesamt das Viertelfinale im DFB-Pokal.

Auf dem Rasen hielt der FCK von Anfang an gut mit, und das obwohl - oder vielleicht gerade weil - Kosta Runjaic in seine Aufstellung einige Überraschungen gepackt hatte. Dass rotiert werden soll, wurde zwar schon im Vorfeld angekündigt, aber Alexander Ring als Spielmacher, Ruben Jenssen auf Linksaußen und Olivier Occean als einzige Sturmspitze hatte wohl kaum jemand erwartet. Und alle drei Trümpfe stachen! Aber es wäre falsch, nach diesem Erfolg einzelne Spieler herauszuheben: Die Roten Teufel zeigten insgesamt eine beeindruckende Mannschaftsleistung, selbst die Einwechselspieler hatten ihren Anteil am Erfolg.

Angetrieben vom glänzend aufgelegten Publikum agierte der FCK sofort auf Augenhöhe mit der momentan zweitbesten Fußballmannschaft Deutschlands und erarbeitete sich im Spielverlauf sogar eine sichtbare Überlegenheit heraus. Dies belegt nicht nur das Eckenverhältnis von 8:4 für die Runjaic-Elf. Zwar hatten die Leverkusener naturgemäß mehr Ballbesitz und, wenn man ehrlich ist, jeder wartete nur auf das Aufwachen der Werkself. Aber diese hatte in der Hausapotheke wohl fälschlicherweise zu den Schlaftabletten gegriffen, so dass die Roten Teufel nur noch mehr Sicherheit gewannen, je länger das Spiel dauerte. Einen Champions-League-Achtelfinalisten selbst in der Verlängerung noch mit engagiertem Pressing unter Druck zu setzen, verdient jedenfalls höchsten Respekt.

Und in dieser Verlängerung, an die kaum jemand geglaubt hatte und die für sich genommen schon ein Erfolg gewesen wäre, wurde es dann erst richtig turbulent: Der Gästeblock, der Oberrang, die Hintertorplätze, die Gegentribüne eskalierten nun völlig und die Mannschaft tat es ihnen gleich. Schon in der 98. Minute hätte es klingeln müssen, aber der eingewechselte Mo Idrissou setzte einen Elfmeter nach Foul an Karim Matmour neben das Tor. Aber selbst das steckte der Underdog aus der Pfalz weg. Unglaublich! In der 114. Minute waren Matmour und Idrissou erneut beteiligt, bedienten den im Strafraum wartenden Jenssen... und plötzlich schaltete der Fußballgott die Zeitlupe ein! Die Gefühle in den letzten 30 Minuten sind sowieso schwer zu beschreiben, in den Momenten zwischen benebelnder Ekstase und totaler Nervosität funktioniert auch das Gedächtnis nicht mehr richtig. Nur noch Tunnelblick. Und dann bekommt eben Ruben Jenssen das Leder und zwei Sekunden werden zur Ewigkeit: Ballannahme... Blick aufs Tor... Ausholen zum Schuss... draufhalten... vorbei an Wollscheid... vorbei an Donati... vorbei an Leno... Toooooor für den 1. FC Kaiserslautern! Was für ein unglaublicher FCK-Moment, was für ein unglaubliches Spiel. Leverkusen hatte nichts mehr entgegenzusetzen und der Zweitligist schaukelte den Sieg gegen die Millionentruppe locker nach Hause.

So überraschend dieser Sieg war, so ausgelassen wurde natürlich anschließend auch gefeiert. Zunächst waren Spieler und Fans noch etwas baff und wussten gar nicht so recht, was sie jetzt eigentlich tun müssen. Aber dann wurde doch getanzt, gebrüllt, gefeiert und einfach nur der Moment genossen. Fritz-Walter-Wetter setzte plötzlich ein und selbst der bisher so zurückhaltende Kosta Runjaic ließ sich nach Aufforderung der Fans zu einer kurzen Laola hinreißen. Es war keine Meisterschaft, es war kein Aufstieg. Aber auch dieser Tag wird in die FCK-Geschichte eingehen - als einer der überraschendsten Siege seit dem 2. August 1997. Auch damals schlug der FCK einen Gegner, der eigentlich unschlagbar schien…

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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